Holzwurm Nr. 51 – Barrierefreies Wohnen im Alter

Im Alter daheim statt im Heim

Selbstbestimmt und eigenständig leben – das ist im Alter auch eine Frage des Wohnumfelds. Barrierefrei gestaltete Häuser und Wohnungen bieten eine Lösung und erlauben es, in fast jeder Lebenssituation sehr gut ohne Hilfe zurechtzukommen. Erfahren Sie in diesem Holzwurm, weshalb es sich lohnt, die eigenen vier Wände frühzeitig den künftigen Bedürfnissen anzupassen.

Barrierefreies Wohnen im Alter

So lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben, ist der Wunschtraum der meisten Menschen. Das eigene Zuhause ist über Jahre hinweg der persönliche Rückzugsort geworden, in dem man sich wohlfühlt, einen Grossteil seines Alltags verbringt und seine Habseligkeiten aufbewahrt. Doch mit zunehmendem Alter oder etwaigen Krankheiten wird der Alltag beschwerlicher. Plötzlich wird die kleine Erhebung im Boden zur Stolperfalle, die Kraft lässt nach, die Augen sehen nicht mehr so gut und die Muskeln schwinden langsam. Wer sein Eigenheim barrierefrei baut oder umbaut, kann auch mit körperlichen Einschränkungen im Alter selbstbestimmt leben und im eigenen Zuhause wohnen bleiben.

Weniger Barrieren bedeuten Selbstständigkeit und Beweglichkeit
Barrieren können sinnvoll sein und Schutz bieten, etwa dann, wenn ein Balkongeländer Abstürze verhindert oder die Barriere einer roten Ampel Sicherheit im Verkehr bietet. In der Regel schränken Barrieren aber die Selbstständigkeit, die Beweglichkeit und die Freiheit im Alltag ein. Unter einer barrierefreien, oder zumindest barrierearmen, Wohnung versteht man ein Zuhause ohne Hindernisse und Stolperfallen. Gerade Treppenstufen, Türschwellen und zu schmale Türen können im Alter zu beinahe unüberwindbaren Barrieren werden. Derzeit sind nur etwa 5 % aller Wohnungen, in denen ältere Menschen leben, altersgerecht eingerichtet. Die weit überwiegende Mehrheit der Menschen möchte in den eigenen vier Wänden alt werden und darin möglichst selbstbestimmt leben. Dafür lohnt sich ein Umbau, der die Wohnung barrierefrei oder «barriereärmer» macht. Durch Veränderungen der Einrichtung, Hilfsmittel und bauliche Anpassungen können die Bewohner sich auch im Alter ungehindert in Ihrer Wohnung bewegen und den Alltag ohne fremde Hilfe bewältigen. Eine bedarfsgerechte und barrierefreie Wohnung erhöht nicht nur den Komfort, sondern trägt auch dazu bei, Verletzungen durch Stürze zu vermeiden. Auch soziale Kontakte lassen sich leichter pflegen: Eine Wohnung ohne Stufen und Schwellen ist nämlich nicht nur für die Bewohner komfortabler, sondern auch für Bekannte, die sie besuchen – ob im Rollstuhl oder mit Kinderwagen.

Keine Frage des Alters
Ganz allgemein gilt: Altersgerecht umbauen ist keine Frage des Alters! Jede Stolperfalle erschwert Kindern das Laufenlernen und jede Stufe weniger macht das Kinderwagenschieben leichter. Ausserdem tragen Investitionen in den altersgerechten Umbau zur langfristigen Wertsicherung einer Immobilie bei – wichtig für Vermieter und selbstnutzende Eigentümer. Rund 90 % aller Menschen über 60 Jahren sind eben nicht dauerhaft krank und pflegebedürftig, auch wenn die Kräfte, die Beweglichkeit und die Geschicklichkeit allmählich nachlassen. Aber dann können Barrieren an Stellen auftauchen, über die man vorher nie nachgedacht hat: eine kleine Türschwelle, ein Türgriff an der falschen Stelle oder ein rutschiger Fussbodenbelag. Andersherum gilt: Auch kleine bauliche Veränderungen können oft viel bewirken. Es muss nicht immer gleich ein grosser Umbau sein. Sicher ist: Je früher sich Liegenschaftsbesitzer mit dem Thema beschäftigen, desto mehr Zeit haben sie, ihre vier Wände den künftigen Bedürfnissen anzupassen oder sich bei Bedarf neu zu orientieren. «Jeder Eigenheimbesitzer und Bauherr – egal in welchem Alter – sollte bei der Planung des neuen Lebensmittelpunkts auch an später denken», sagt Markus Steiner, Geschäftsleiter bei Stuberholz. «Sonst kann eines Tages guter Rat teuer sein, beispielsweise im Aussenbereich des Hauses oder bei einer nicht altersgerechten Innenausstattung.»

Platz schaffen für Rollator und Rollstuhl
In vielen Fällen genügen schon kleinere Handgriffe, um die eigenen vier Wände altersgerecht umzurüsten: «Eine erste Massnahme ist, die Möblierung zu überprüfen und durch dessen Umstellen die Bewegungsfläche zu vergrössern», erklärt Charles Hirschi, Experte für Wohnen im Alter. Ältere Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind, benötigen dafür eine Bewegungsfläche von 1,20 m mal 1,20 m. Rollstuhlfahrer sollten eine Fläche von 1,50 m mal 1,50 m zur Verfügung haben. «Vor allem bei wichtigen Möbeln, wie Bett oder Sessel, sollte dieser Freiraum vorhanden sein, aber auch vor den Fenstern, um sie ungehindert öffnen zu können», rät Charles Hirschi. Hindernisfrei wohnen bedeutet auch, Stolperfallen zu vermeiden: Teppichböden zum Beispiel sollten fest verklebt sein.

Bilder: Stuberholz AG, istock