Holzwurm Nr. 55 – Interview zur preisgekrönten Sanierung in Koppigen

«Zukunftsweisende Sanierung des Wohn- und Gewerbehauses in Koppigen»

Wie baut man ein Gebäude aus dem Jahr 1877 so um, dass es flexibel genutzt werden kann und trotzdem seinen Charme bewahrt? Diese spannende Frage – und einige weitere – haben wir Daniel Egger von Umbra Architektur in einem aufschlussreichen Interview gestellt. Seine Antworten – und meine Ergänzungen dazu – lesen Sie in diesem Newsletter Holzwurm.

Ihr Nik Stuber

Interview mit Daniel Egger und Nik Stuber

Interview mit Daniel Egger, Projektleiter und Architekt von Umbra Architektur, und Nik Stuber zum Thema «Zukunftsweisende Sanierung des Wohn- und Gewerbehauses in Koppigen».

Wie ist die richtige Vorgehensweise bei einem geplanten Umbauvorhaben?
Daniel Egger: «Entscheidend ist, ein solches Projekt richtig kennenzulernen. Erst dann sollten Ideen entwickelt und Entscheidungen gefällt werden – beispielsweise über Rückbau oder Sanierung. Ich baue, wann immer möglich, auf dem Bestand auf und vermeide einen Rückbau. Am Beispiel des Projektes in Koppigen zeigt sich gut, warum dies der bessere Weg ist. Bevor wir mit dem Projekt gestartet sind, haben sich 14 Jahre lang diverse Leute am Objekt zu verwirklichen versucht. Jedoch sind alle Projektentwürfe darauf hinausgelaufen, die alte Substanz abzureissen oder maximal zu verändern. Auch deshalb sind all diese Entwürfe nicht «zum Fliegen» gekommen. Ebenfalls erschwerend war, dass es für die Erbengemeinschaft fast unmöglich war, sich entsprechend ins Projekt reinzuknien. Meiner Erfahrung nach ist es einfacher, eine alte Liegenschaft zu kaufen und sie dann zu sanieren. Denn wer vorher schon in diesem Haus gelebt hat oder einen engen Bezug dazu hat, tut sich am Sanierungsprojekt schwerer. Nach dem Kennenlernen geht es darum, die Geschichte eines Gebäudes zu verstehen. Erst dann wird, als Basis für die Planung, eine präzise Massaufnahme erstellt. In diesen Plan werden die Bedürfnisse der Bauherrschaft eingefügt. Wer andersrum anfängt – mit seinen Bedürfnissen – wird sehr wahrscheinlich an einem solchen Projekt scheitern. Wichtig ist auch, von Beginn weg, mit den richtigen Spezialisten zusammenzuarbeiten.»

Wie fälle ich in der Grundsatzfrage «Altbau umbauen oder abreissen» die richtige Entscheidung?
Nik Stuber: «Grundsätzlich ist es eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Aber das ist nur die rationelle Seite. Viele Bauherren suchen gezielt alte Objekte, um sie zu modernisieren und den Charme zu erhalten. Darum steht ein Abriss oft gar nicht zur Diskussion. Dazu kommt, dass viele Baudenkmäler gar nicht rückgebaut werden dürfen. Allerdings muss die Denkmalpflege aktuell ihr Inventar um die Hälfte reduzieren. Deshalb gibt es zurzeit die Möglichkeit, auch erhaltenswerte Gebäude zu ersetzen. Das kommt aber eher selten vor. Machbar ist eine Altbausanierung fast immer. Es gibt nur wenige, sehr verlotterte Gebäude, die sich nicht mehr instand setzen lassen.»

Altbauten umzubauen, gilt generell als teuer. Ist der Umbau eines solchen Gebäudes nur mit einer sehr grossen Kaufkraft machbar?
Nik Stuber: «Das Budget für eine Altbausanierung ist extrem davon abhängig, welcher Ausbaustandard angestrebt wird. Die Spannweite geht hier von Low-Budget bis sehr hoch. Grundsätzlich ist aber eine Altbausanierung mindestens so teuer wie ein vergleichbarer Neubau.»

Daniel Egger: «Am Beispiel des Projekts in Koppigen zeigt sich, dass die bestehende Gebäudesubstanz nicht nur einen emotionalen, sondern auch einen Sachwert hat. Der Rohbau macht bei einer solchen Liegenschaft zwischen 25 und 30 % vom Gebäudewert aus. Diesen Wert abzureissen und wieder zu erbauen, macht ein Projekt (zu) teuer. Ein Abriss wäre hier eine Geldvernichtung gewesen. Zudem gibt ein Umbau noch Beiträge. Hier sprechen wir konkret vom Gebäudeprogramm und der Denkmalpflege. Dazu kommt, dass Umbauprojekte zu einem grossen Teil, und über mindestens zwei Jahre, an den Steuern abgezogen werden können. Wer ein solches Haus abreisst, um neu zu bauen, vernichtet nicht nur die Kultur vom Gebäude, sondern auch Geld.»

Wie können Vorschriften und Auflagen pragmatisch umgesetzt werden?
Daniel Egger: «Die allermeisten Auflagen lassen sich pragmatisch umsetzen. Probleme sind selten. Klar ist, dass, beispielsweise bei Umnutzung, nach dem heutigen Energiegesetz gebaut werden muss. Hierzu muss unter anderem gedämmt werden. Und wenn man das nicht richtig macht, ist ein Bauschaden vorprogrammiert.»

Welche Veränderungen an der Grundstruktur eines Gebäudes, wie beispielsweise Aufstockungen und Anbauten, sind möglich?
Nik Stuber: «Altbausanierungen und Wohnraumerweiterung ist nicht per se ein Widerspruch. Die Machbarkeit ist jedoch abhängig von Bauzone und Denkmalpflege. Ein guter Architekt kann tolle Lösungen möglich machen – wie beispielsweise beim Objekt in Koppigen, bei dem die ehemalige Tenne heute Dreh- und Angelpunkt einer grosszügigen Wohnung ist.»

Ist ein Umbau eines Baudenkmals und das Thema Gebäudeenergieeffizienz überhaupt unter einen Hut zu bekommen?
Nik Stuber: «Ja, das ist es. Möglich ist viel. Je nachdem, wie stark die Gebäudeenergieeffizienz verbessert werden soll, steigt der Aufwand an. Aber beispielsweise mit einer Dämmung der Gebäudehülle, mit einem alternativen Heizsystem oder mit neuen Fenstern, lässt sich bereits sehr viel Heizenergie einsparen. Zudem gelten bei einem Altbau reduzierte Anforderungen, um den GEAK-Standard zu erreichen.»

«Gott schütze mich vor Staub und Schmutz, vor Feuer und dem Denkmalschutz», sagte einmal ein entnervter Bauherr über die schwierige Sanierung seines Hauses. Was ist da dran?
Nik Stuber: «Da ist tatsächlich ein wenig dran. Ein Bauherr, der eine Sanierung eines Baudenkmals anpacken will, rechnet schon damit, früher oder später in Kontakt mit dem Denkmalschutz zu kommen. Überraschungen sind hier praktisch ausgeschlossen. Grundsätzlich ist die Zusammenarbeit mit den Bauberatern der kantonalen Denkmalpflege positiv und konstruktiv. Insbesondere in dem Bereich einer Altbausanierung ist es empfehlenswert, mit Spezialisten zusammenzuarbeiten, die sich auskennen. Konkret denke ich an Architekten und Bauphysiker, aber auch an Maler, Elektriker, Heizungs- und Sanitärunternehmen sowie Elektriker. Von Anbietern, die zum ersten Mal ein denkmalgeschütztes Objekt bearbeiten, würde ich die Finger lassen. Wenn sich Bauherren trotzdem über den Denkmalschutz ärgern, ist der Grund meistens der, dass sie alles selber machen wollen oder sie die Denkmalpflege zu spät ins Boot geholt haben.»

Was waren die Herausforderungen beim Projekt in Koppigen?
Nik Stuber: «Auffällig am Projekt war, dass das grosszügige Gebäude viel Spielraum für neue Interpretationen gelassen hat. Zudem war es der Wunsch von Bauherr und Architekt, kein einziges altes Brett zu entsorgen. Diese alte Substanz wieder so aufzubereiten, dass sie wieder eingesetzt werden konnte, das hat Zeit gebraucht – und Können. Allerdings sind es genau solche anspruchsvollen Arbeiten, die meine Mitarbeiter als die schönsten bezeichnen.»

Nik Stuber, Sie setzen viele solche Projekte um. Selber haben Sie kürzlich eine 125 Jahre alte Halle auf dem Firmengelände komplett umgebaut und energetisch saniert. Wo früher Paletten produziert wurden, ist heute eine Ausstellung und der Bürotrakt des Unternehmens angesiedelt. Was reizt Sie an solchen «aus-alt-mach-neu»-Projekten?
Nik Stuber: «Primär geht es mir um die alte Substanz und die Geschichte von einem Gebäude. Diese Geschichte und den Geist aus der alten Zeit weiterleben zu lassen, fasziniert mich. Wenn sich so eine Liegenschaft restaurieren und energetisch up-to-date bringen lässt, schlägt mein Herz schon etwas schneller – nicht nur als Unternehmer und Architekt, sondern auch als Mensch.

Daniel Egger, was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit Stuberholz?
Daniel Egger: «Das grosse Fachwissen des Teams beeindruckt mich. Entscheidend – ich habe es schon angesprochen – bei der Auftragsvergabe ist, dass alles rund ums Holz aus einer Hand kommt. Wenn ich mehrere Firmen für diese Arbeiten zusammenwürfeln muss, kann ein solch überragendes Ergebnis gar nicht zustande kommen. Was noch für Stuberholz spricht: Ausnahmslos alle Mitarbeiter dort sind Fachleute mit grosser Erfahrung und dem nötigen Feingefühl für aussergewöhnliche Projekte.»

Informationsanlass: Sanierung von Altbauten
Die Veranstaltung für Eigenheimbesitzer und Interessierte zeigt auf, wie eine Altbausanierung zum Erfolg wird und worauf geachtet werden sollte.

Ort: Stuberholz, Sägestrasse 22, 3054 Schüpfen
Datum: Mittwoch, 06.04.2022
Zeit: 18.30 bis 20.00 Uhr mit anschliessendem Apéro

Der Anlass ist kostenlos dank der Unterstützung der Partner:

Bilder: Gempeler Fotografie