Holzwurm Nr. 20 – Holzkonstruktionen – solide wie Stahl und Beton

Holzkonstruktionen solide wie Stahl und Beton

Leimen statt Nageln: Seit Kurzem ist dies möglich, Objekte aus Holz bauen, wie es bisher nur mit Stahl und Beton möglich war. Konkret können mehrgeschossige, flexibel nutzbare Gebäude mit einer hohen Nutzlast und schlanken Decken realisiert werden. Möglich macht dies eine neu entwickelte Technik, die es erlaubt, Holzplatten zu beliebig grossen, flächig tragenden Platten zu verbinden.

Sheddächer sind oft Altlasten: In älteren Industriegebieten stehen sie zu Tausenden – Produktionshallen mit Sheddächern. Leider sind die sägezahnförmigen Dächer aus den 70er Jahren oft schlecht isoliert und teilweise undicht. Im schlechtesten Fall wurde sogar gesundheitsschädigender Asbest verbaut. Richtig saniert sparen die Dächer nicht nur viel Heizwärme – sie produzieren sogar Energie.

Was haben diese zwei Themen gemeinsam? Zu beiden finden Sie einen spannenden Artikel in der demnächst erscheinenden Ausgabe der Kundenzeitung “STAMM”. Sie möchten nicht so lange warten? In diesem Newsletter senden wir Ihnen den Artikel über die neue Holzverklebetechnologie bereits vorab – sozusagen ein kleines “Amuse Bouche” zum Schmökern.

Ihr Nik Stuber

Neue Technologie ermöglicht dem Holzbau andere Dimensionen

Mehrgeschossige Konstruktionen ganz aus Holz sind schon seit vielen Jahren möglich. Weil Holz aber im Gegensatz zu Stahl und Beton nur einachsig trägt, brauchen reine Holzkonstruktionen bisher massive Träger, welche die Installation von Haustechnik und damit auch eine spätere Umnutzung des Gebäudes erschweren. Auch kosten hohe Deckenkonstruktionen wertvollen Raum. Bei 30 Metern Bauhöhe bedeutet eine Holzkonstruktion jeweils ein Geschoss weniger als im Massivbau. Da viele Investoren Fläche als Rendite sehen, bauen sie deshalb nicht aus Holz.

Fehlende Flexibilität bei der Haustechnik, ein Stockwerk weniger als im Massivbau: Aus diesen Gründen scheiterte 2009 auch das Projekt eines Laborgebäudes aus Holz für die Universität Bern beim Inselspital, dessen Umsetzung nun in Stahlbeton realisiert wird. Nach dem Scheitern dieses Projekts entschied sich Stefan Zöllig, der als Berater involviert war, ein Holzbausystem zu entwickeln. Der Holzbauingenieur wollte eine Technologie erfinden, welche dem Massivbau  in nichts nachsteht und so den Holzbau in einer neuen Dimension ermöglicht. Das Ziel des Systembaus: ein Skelettbau mit einem Stützenraster von 8 auf 8 Metern, einer Nutzlast von 500 kg/m² und flachen, mehrachsig tragenden Decken, so wie es heute im Massivbau üblich ist – und somit der Bau von flexiblen, beliebig hohen Gebäuden, in denen sich diverse Nutzungen unterbringen lassen, egal ob Wohnungen, Büros oder Labors.

Umsetzung erster Projekte
Dieses Jahr entstehen in der Schweiz die ersten Mehrfamilienhäuser, in denen die neue TS3-Verklebetechnologie zum Einsatz kommt: eines im Berner Oberland sowie vier Häuser im Seeland. Dank dieser Projekte macht die neue Technologie den Schritt zur Marktreife. Als erstes Unternehmen in der Schweiz plant Stuberholz derzeit den Bau von vier dreigeschossigen Wohnhäusern aus Holz in Grossaffoltern im Berner Seeland. Im Parterreund ersten Obergeschoss werden jeweils zwei Wohnungen, im obersten Geschoss eine Attikawohnung entstehen. Insgesamt werden zwanzig Wohnungen geschaffen. Ein weiteres Mehrfamilienhaus aus Holz wird in Thun gebaut. An bester Lage, am Südhang von Thun, wird ein zweigeschossiger Bau mit fünf Wohnungen erstellt. Die Gemeinsamkeit der geplanten Neubauten in Grossaffoltern und Thun: Erstmals werden für die Geschossdecken in grossem Umfang Brettsperrholzplatten verwendet, die mit der TS3-Verklebetechnologie hergestellt worden sind. Die Fläche sämtlicher Decken der vier Wohnhäuser in Grossaffoltern wird gegen 2800 m² betragen, beim Projekt im Berner Oberland sind es rund 1000 m². Die fünf Bauten werden noch 2018 erstellt. Während der Baubeginn in Thun für den Herbst vorgesehen ist, wird Stuberholz bei der Umsetzung des Seeland-Projekts bereits im Spätsommer loslegen.

Bilder: STUBER & CIE AG, istockphoto.com, fotolia.com, ts3.biz