Holzwurm Nr. 25 – Zersiedelung versus Verdichtung

In Kürze stimmen wir über die  Zersiedelungsinitiative ab. Um was geht es? In den vergangenen Jahrzehnten wurden tausende Hektaren Kulturland, naturnahe Landschaften und weitere Grünflächen überbaut. Nach wie vor geht jede Sekunde fast ein Quadratmeter Grünfläche verloren. Doch ist die Initiative wirklich die Lösung dieses Problems? Mehr darüber erfahren Sie in diesem Newsletter Holzwurm.

Ihr Nik Stuber

Seit 1983 wurden in der Schweiz jährlich fast 2000 Hektar Land überbaut. Der Boden ist eine endliche Ressource und bedroht, wie es im 19. Jahrhundert der Wald war. Und wie damals der Forst, soll heute das Grün unter strikten Schutz gestellt werden. Das fordert die Iniatitive “Zersiedelung stoppen!” die am 10. Februar kommt sie vors Volk kommt. Doch die Grünen riskieren, dass sie mit ihrem Volksbegehren die Zersiedlung weder stoppen noch bremsen, sondern weiter befeuern. Wie das?

Die ungenutzten Bauzonen sind übers ganze Land gesehen ungleichmäßig verteilt. Dort, wo die Nachfrage besonders hoch ist, in den Städten und den Agglomerationen, ist das meiste eingezonte Land bereits überbaut. In den großen Kernstädten sind es über 90 Prozent, das zeigt eine Studie des Städteverbands.

Anders sieht es in peripheren, ländlichen Gebieten aus. Allen voran der Kanton Wallis hat – aus raumplanerischer Sicht – nach wie vor viel zu viel eingezontes Bauland. Genau diese Gebiete würden von einer Plafonierung profitieren. Anstatt weniger würde in Zukunft häufiger in diesen meist schlecht erschlossenen Regionen gebaut. Damit ginge nicht nur Grün verloren, das die Initianten zu schützen vorgeben. Nein, es würde auch unnötig viel öffentliches Geld ausgegeben: Wo heute noch Wiese ist, muss erst eine Straße, eine Kanalisation gebaut werden.

Gestoppt würde dagegen eine Entwicklung, die gerade erst begonnen hat: die Rückzonungen. Gerade das Wallis wird in den kommenden Jahren seine Bauzonen massiv verkleinern. So wie es das 2013 angenommene revidierte eidgenössische Raumplanungsgesetz vorschreibt. Die Kantone dürfen in ihren Richtplänen nur so viel Fläche als Bauland ausweisen, wie sie in den kommenden 15 Jahren aufgrund der statistischen Prognosen tatsächlich brauchen werden. Was zu viel ist, muss weg vom Plan. Im Wallis sind das 1000 Hektar.

Erweiterung der Wohnfläche als Lösung
Der effizienteste Weg, um nicht immer mehr grüne Wiesen zu verbauen, ist die Wohnraumerweiterung. Doch hier gibt es noch zu viele rechtliche Hürden: Die rechtlichen Hürden: Mehr als 140’000 Gesetzesartikel regeln in der Schweiz das Bau- und Planungswesen. Beim Bund werden die Vorschriften im Raumplanungs- und im Umweltschutzgesetz geregelt, bei den Kantonen in Planungs- und Baugesetzen, bei den Gemeinden in Bau- und Zonenordnungen, und schliesslich existieren an vielen Orten Quartier- oder Gestaltungspläne. Kein Wunder, ist es für Laien unmöglich, die rechtliche Machbarkeit des eigenen Ausbau- oder Erweiterungsprojekts selber einzuschätzen.

Bilder:
STUBER & CIE AG, istockphoto.com
Textquellen:
https://www.zeit.de/2019/03/zersiedelungsinitiative-bauzonen-abstimmung-volksbegehren
https://www.beobachter.ch/wohnen/bauen-renovieren/wohnraum-ausweitung-der-wohnzone