Holzwurm Nr. 72 – Chancen und Grenzen serieller Sanierungen

Serielle Sanierungen gelten als vielversprechender Ansatz, um den steigenden Kosten- und Zeitdruck im Bauwesen zu entschärfen. Besonders im mehrgeschossigen Wohnbau zeichnen sich zunehmend Kostenvorteile ab – nicht durch neue Materialien oder Technologien allein, sondern durch skalierbare Prozesse, standardisierte Lösungen und digitale Planung.
Zwar erfordern serielle Sanierungen im Vorfeld eine präzisere und aufwändigere Planung. Doch genau diese Investition schafft die Grundlage für erhebliche Einsparungen während der Bauphase: kürzere Montagezeiten, weniger Baustellenlogistik, minimierte Ausfallzeiten. Je grösser das Sanierungsvolumen pro Projekt, desto stärker greifen diese Effekte.
Die Kostenreduktionen, die sich dadurch erzielen lassen, werden bereits sichtbar – vor allem bei Projekten mit hohem Wiederholungsfaktor. In dieser Ausgabe werfen wir einen Blick auf die wirtschaftlichen Potenziale serieller Sanierungsmethoden und zeigen, wann sich der Mehraufwand in der Planungsphase lohnt.
Ihr Nik Stuber

Chancen und Grenzen serieller Sanierung
Bei der Diskussion um Baukosten und um Optimierungspotenziale in Bezug auf die Bauzeiten ist vorneweg Folgendes zu berücksichtigen: Je länger eine Baustelle nicht aufgelöst werden kann, desto höhere Mietkosten für Baustelleneinrichtungen, wie Container, Kräne oder Gerüste, und umso höhere Transportkosten fallen an. Daher verspricht man sich vom sogenannten «seriellen» und «modularen Bauen» mit Holz geringere bauzeitabhängige Kosten. Tatsächlich werden viele Fertigungsschritte weg von der Baustelle in die Werkhalle verlegt. Hier findet die Vorfertigung von Elementen und Modulen statt. In Abhängigkeit der Wertschöpfungstiefe im Werk erhöht sich der Vorfertigungsgrad. So lassen sich etwa vollständige Raumzellen, wie zum Beispiel vorgefertigte Badezimmer, ungestört von Witterungseinflüssen auf der Baustelle, systematisch vorfabrizieren. Bei einem hohen Vorfertigungsgrad können die erforderlichen Arbeitsschritte auf der Baustelle auf ein Minimum reduziert werden. Dies bedeutet eine wesentliche Verringerung der Bauzeit. Das modulare Bauen ermöglicht, unter Einschluss der Vorfertigung, auch die Standardisierung von Bauteilen und Produktionsprozessen. Dies führt zu den Vorteilen einer Kleinserienproduktion, einschliesslich einer besseren Fertigungsqualität. Eine differenzierte Betrachtung ist hingegen, betreffend der Kostenersparnis, notwendig. Substanziellen Einsparungen auf der Baustelle stehen die Aufwendungen einer viel detaillierteren Planung im Vorfeld gegenüber. Inwiefern ein hoher Vorfertigungsgrad finanziell rentabel ist, hängt somit gerade auch von den bauzeitabhängigen Kosten auf der Baustelle ab. Fallen diese hoch aus, dann können die höheren Herstellungskosten im Holzbau ausgeglichen werden. Zudem dürften die Herstellungskosten im Holzbau weiter sinken, wenn die Holzbaubranche die Standardisierung von Elementen oder Modulen vorantreiben kann.
Lerneffekte begünstigen die preisliche Attraktivität von seriellen Sanierungen
Die Prinzipien des seriellen und modularen Bauens haben mittlerweile auch bei energetischen Sanierungsvorhaben Anwendung gefunden. Vorgefertigte Bauelemente, wie Dach- und Fassadenelemente, sollen den Sanierungsprozess standardisieren und beschleunigen. Hierbei soll diese Art der Sanierung auch Kostenvorteile bieten. Diesbezüglich zeigt die Realität allerdings ein anderes Bild. Konventionelle Sanierungen waren, Stand 2023 in Deutschland, noch kostengünstiger. Diese Situation ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass sich serielle Sanierungen noch im Frühstadium der Marktentwicklung befanden. Allerdings wurden bereits für 2024 Kostenreduktionen für serielle Sanierungsvorhaben von bis zu 30 % prognostiziert. Serielle Sanierungen bieten Kostensenkungspotenzial. Gründe dafür sind die steigende Zahl sanierungsbedürftiger Wohneinheiten pro Projekt, die fortschreitende Digitalisierung sowie die zunehmende Automatisierung in Planung, Fertigung und Montage.
Ebenso dürften Lerneffekte die preisliche Attraktivität serieller Sanierungen fördern. Allerdings können die Skalen- und Kostensenkungspotenziale nur genutzt werden, wenn die Nachfrage nach seriellen Sanierungen wesentlich steigt.
Titelbild: Muttenstrasse, Solothurn – Architekt: R. Miserez